Wir sind alle anders – auch ich darf sein, wie ich bin: Die Geschichte von Andrea und Katja
Sind wir nicht alle irgendwie anders?! Oft sagen Menschen: »Ich bin eigentlich ganz anders, ich komme nur so selten dazu.« Warum kommen wir denn eigentlich so selten dazu, wir selbst zu sein? Wissen wir überhaupt noch, wie wir eigentlich wären, wenn wir nicht ständig funktionieren würden?
Wenn wir so tun, als wären wir jemand anders, dann müssen wir auch jemand anders sein. Denn was wir »bestellen«, wird auch geliefert.
Manche Menschen wollen partout »anders sein«. Dafür tun sie alles: ob Kleidung, was sie sagen, essen oder wo sie arbeiten. Doch der Wunsch, bedeutsam zu sein, hat einen Preis. Wenn wir anders sein wollen und uns dies gelingt, dann setzen wir uns von der Menge ab. Wir sind allein. Das ist okay, wenn wir damit umgehen können.
Manchmal erlebe ich Menschen, die es schaffen, ganz anders und in gewisser Weise »prominent« zu sein – es aber gar nicht aushalten. Sie wollen Zuspruch und Zugehörigkeit. Das ist ein Dilemma, über das wir uns klar sein sollten, wenn wir polarisieren. Grundsätzlich gilt jedoch einfach: Jeder macht’s auf seine eigene Weise.
Anders sein zu wollen ist okay, wenn wir lernen, das Wollen auch auszuhalten.
Wenn wir uns nicht mehr messen und auch andere sein lassen können, wie sie sind. Schwierig wird es, wenn wir nicht gelten lassen, was wir uns für uns selbst wünschen:
»Jeder soll sein, wie er will – aber bitte so wie ich.«
Wir sind doch alle irgendwie anders
Und das ist auch gut so. Wäre doch langweilig, wenn alles gleich wäre. Manchmal passt es uns nur nicht, wenn zum Beispiel unsere Bedürfnisse einfach entgegengesetzt ausgeprägt sind. Der eine mag gern gesellig sein, der andere ist gern allein. Einer will vieles vorausplanen und andere sagen »no risk no fun«. Wo der eine Ordnung und Struktur braucht, will die andere Flexibilität.
Keiner ist besser – wir alle sind nur eine Variante. Anders eben.
Mir gefällt zu dem Thema das Kinder- und Jugendbuch »Irgendwie Anders« von Kathryn Cave aus dem Jahr 1994. Irgendwie Anders heißt ein kleiner pelziger Gnom, der versucht, aus seiner Außenseiterrolle auszubrechen und endlich im Leben mitzuspielen. Dafür nimmt er einiges auf sich. Auf liebenswerte Weise versucht er, so zu sein wie alle anderen, um endlich dazuzugehören und dabei sein zu dürfen. Doch immer wieder wird er abgelehnt. Die von Chris Riddell schön illustrierten Bilder zeigen, wie genormt und uniformiert die Welt ist und wie wir Menschen oft in den gleichen Mustern denken.
Eines Abends kommt dann das Etwas und klingelt bei Irgendwie Anders. Weil IA so ein komisches Wesen mit Rüssel noch nie gesehen hat, macht er schnell die Tür wieder zu. Doch dann erkennt er das traurige Gefühl in sich selbst wieder. Wie es ist, wenn man abgelehnt wird, nur weil der andere noch keine Vorstellung von dem hat, was da vor ihm steht. Er öffnet die Tür und flitzt Etwas schnell hinterher und sie werden Freunde. Die wenigen Worte und Bilder zeigen, was wir im Alltag häufig erleben. Vielfalt braucht Aufmerksamkeit und Toleranz. Uns selbst gegenüber ebenso wie gegenüber anderen.
Das Kinderbuch Irgendwie Anders öffnet auch Erwachsenen die Augen, weil es auf einfache und berührende Weise zeigt, wie wertvoll Akzeptanz und Freundschaft trotz Unterschiedlichkeit sind. Es erinnert daran, dass viele von uns – auch als Erwachsene – den Wunsch haben, dazuzugehören und wie schmerzhaft Ausgrenzung sein kann. Die Geschichte ermutigt dazu, Anderssein nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei anderen zu akzeptieren und zu schätzen, was eine wichtige Lektion für ein respektvolles Miteinander in jeder Lebensphase ist.
Doch nun zu der Geschichte von Katja und Andrea – beide meinten, sie sind anders – und Recht hatten sie beide!
Andrea und Katja hätten unterschiedlicher nicht sein können. Andrea, strukturiert, organisiert und immer einen Plan im Kopf, während Katja das Leben spontan und leidenschaftlich lebte, ohne große Pläne. Beide Frauen hatten ihre Überzeugungen, wie das Leben zu laufen hatte – und beide hatten Schwierigkeiten, den jeweils anderen zu verstehen.
Ihre Freundschaft begann mit einem ständigen Auf und Ab, fast wie ein Tauziehen, bei dem jede versuchte, die andere auf ihre Seite zu ziehen. Erst durch einen gemeinsamen Weg im Coaching entdeckten sie, dass ihre Unterschiedlichkeit keine Schwäche war – sondern die Basis für eine stabile, wertvolle Freundschaft.
Das erste Aufeinandertreffen: Wenn Welten kollidieren
Als Andrea und Katja sich zum ersten Mal begegneten, war die Atmosphäre sofort angespannt. Beide arbeiteten im gleichen Büro, und es dauerte nicht lange, bis sie aneinandergerieten. Andrea war der Typ Mensch, der Struktur und Ordnung liebte. Sie plante ihre Tage minutiös und war überzeugt, dass das der einzig richtige Weg war, um Erfolg im Leben zu haben. Katja hingegen lebte nach dem Motto: „Der Weg ist das Ziel.“ Sie ließ sich treiben, nahm die Dinge, wie sie kamen, und fand Andeas Planungswut geradezu erstickend.
Es dauerte nicht lange, bis die ersten Konflikte ausbrachen. Während Andrea klare Anweisungen gab und dachte, dass sie der Zusammenarbeit half, fühlte sich Katja bevormundet. Für Katja war das Leben eine Reise voller Überraschungen, die man nicht vorhersehen konnte – und genau das war der Reiz für sie. Was Andrea als chaotisch und ineffizient empfand, war für Katja Freiheit. So standen sich zwei komplett unterschiedliche Weltanschauungen gegenüber, und es schien fast unmöglich, einen gemeinsamen Nenner zu finden. Gleichzeitig waren beide überzeugt sehr tolerant zu sein.
Anders sein – Bewertungen prägen den Alltag
Was Andrea und Katja nicht bewusst war: Beide hatten in ihrem inneren Selbst ein festes Bild davon, wie Menschen zu sein hatten, und sie bewerteten sich und andere ständig nach diesem Bild. Andrea betrachtete sich als organisiert und effektiv und hielt sich deshalb für „richtig“. Katja dagegen sah sich als flexibel und spontan und war stolz darauf, das Leben so zu nehmen, wie es kam.
Diese gegenseitige Bewertung führte dazu, dass sie sich immer wieder in Streitereien verwickelten. Wenn sie über Projekte sprachen, endete es oft in hitzigen Diskussionen. Beide wollten den anderen „bekehren“ und von ihrer Sichtweise überzeugen. Doch je mehr sie kämpften, desto mehr entfernten sie sich voneinander.
Der Wendepunkt: Eine neue Perspektive durch Coaching
Eines Tages kam es wieder einmal zu einem heftigen Streit zwischen Andrea und Katja. Ihre Chefin, die das ständige Spannungsfeld zwischen den beiden bemerkte, schlug vor, an einem Coaching teilzunehmen. Zunächst waren beide skeptisch, aber sie willigten schließlich ein.
Im Coaching erlebten Andrea und Katja eine erstaunliche Wendung. Zunächst haben sie sich ihre eigenen Bedürfnisse und Werte bewusstgemacht. Andrea erkannte, dass ihre Sehnsucht nach Struktur und Kontrolle nicht unbedingt universell „richtig“ war, sondern aus ihren eigenen Lebensmotiven resultierte. Sie brauchte diese Struktur, um sich sicher zu fühlen, aber das bedeutete nicht, dass alle anderen genauso leben mussten. Katja entdeckte, dass ihre Spontaneität und ihr Wunsch nach Freiheit genauso berechtigt waren, aber auch nicht die einzige Wahrheit darstellten.
Im Coaching lernte jede der beiden Frauen, ihre eigenen Bedürfnisse anzuerkennen, ohne sie als absoluten Maßstab zu sehen. Der wohl größte „Aha“-Moment kam, als sie erkannten, dass es keine „richtige“ oder „falsche“ Art gab, das Leben zu führen – es gab nur unterschiedliche Ansätze.
Das Coaching half beiden, diese Unterschiede nicht mehr als Hindernis, sondern als Bereicherung zu sehen.
Respekt und Akzeptanz: Eine neue Freundschaft
Nach dem Coaching veränderte sich die Beziehung zwischen Andrea und Katja grundlegend. Sie hörten auf, sich gegenseitig zu bewerten, und begannen, die Unterschiedlichkeit des anderen zu respektieren. Andrea musste nicht mehr die Kontrolle über jede Situation haben, und Katja lernte, dass ein wenig Struktur nicht bedeutet, ihre Freiheit zu verlieren.
Es war nicht immer leicht und es gab Momente, in denen sie sich wieder herausgefordert fühlten. Doch sie erinnerten sich immer wieder an das, was sie im Coaching gelernt hatten: Jeder Mensch ist anders, und das ist völlig in Ordnung. Es ist nicht nötig, andere zu ändern, um sich selbst gut zu fühlen. Eigentlich dachten beide über sich, sie wären tolerant. Sie lachten oft beide, wie sehr sie in der Realität oft auf dem „Holzweg“ waren.
Heute sind Andrea und Katja sogar eng befreundet. Das hätten sie anfangs nie für möglich gehalten.
Sie haben beide gelernt, sich und andere weniger zu bewerten, sondern neugierig aufeinander zu bleiben. Wenn eine Diskussion aufkommt, hören sie einander wirklich zu anstatt zu versuchen, die andere zu überzeugen. Diese Haltung hat ihre Freundschaft gestärkt und zu einer tiefen Verlässlichkeit geführt. Sie respektieren sich nicht trotz, sondern wegen ihrer Unterschiede.
Sie profitieren inzwischen voneinander. Andrea kann zum Beispiel viel besser auch mal fünf gerade sein lassen und Katja gefällt das neue Ablagesystem, welches enorm Zeit spart, sehr gut.
Selbstbewusstsein und Selbstakzeptanz durch Coaching
Was Andrea und Katja auf ihrem Weg zueinander entdeckten, war auch ein tiefes Verständnis ihrer selbst. Beide Frauen erlebten im Coaching, dass Selbstbewusstsein nicht nur bedeutet, sich selbst zu verstehen, sondern auch, sich selbst zu akzeptieren. Selbstbewusstsein entsteht, wenn wir uns unserer Bedürfnisse, Werte und Überzeugungen bewusst werden – und gleichzeitig anerkennen, dass auch andere Menschen ihre eigene Wahrheit haben.
Gerade für hochsensible Menschen, die oft Schwierigkeiten haben, sich in einer lauten und hektischen Welt zurechtzufinden, kann Coaching ein wertvoller Weg sein, um Klarheit über die eigenen Bedürfnisse zu gewinnen. Sich von Bewertung frei zu machen, kann jeder Mensch lernen. Anstatt sich zu verbiegen oder anzupassen, lernen sie, zu sich selbst zu stehen und sich anzunehmen – ohne dabei sich oder die anderen zu bewerten.
Es ist kostbar, auch mal „aus der Reihe zu tanzen“ und anders zu sein, weil es uns ermöglicht, authentisch zu leben, unsere Einzigartigkeit zu entfalten und neue Perspektiven in die Welt zu bringen.
Wir lernen, das Anderssein auszuhalten, indem wir uns selbst annehmen, uns von äußeren Erwartungen lösen und uns bewusst machen, dass Vielfalt bereichernd ist. Coaching oder innere Reflexion helfen dabei, Selbstvertrauen zu entwickeln und den Mut zu finden, zu unserer eigenen Wahrheit zu stehen, auch wenn sie von der Mehrheit abweicht.
Vielfalt als Stärke
Die Geschichte von Andrea und Katja zeigt, wie wertvoll es ist, Unterschiede nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung zu sehen. Jeder Mensch hat seine eigenen Bedürfnisse und Lebensweisen und das ist in Ordnung. Wenn wir aufhören, uns und andere ständig zu bewerten, können wir uns selbst und anderen mit mehr Offenheit und Akzeptanz begegnen.
Coaching bietet die Möglichkeit, sich dieser Vielfalt bewusst zu werden und gleichzeitig den eigenen inneren Frieden zu finden. Sich selbst zu reflektieren hilft, Konflikte zu vermeiden oder aber gewinnbringend und in gewisser Weise „liebevoll“ zu „streiten“.
Denn am Ende des Tages sind wir alle anders – und das ist genau das, was uns alle menschlich macht.