Warum ist es so schwer, Mitgefühl für uns selbst zu haben?
Mitgefühl – ein Gefühl, das wir oft anderen entgegenbringen, wenn sie leiden, sei es aufgrund von Fehlern, schlechten Entscheidungen oder unvermeidbaren Umständen.
Doch wie oft schenken wir uns selbst dieses Mitgefühl? Viele von uns erkennen das Leid anderer viel schneller als das eigene und dabei kann dieser Mangel an Selbstmitgefühl langfristig zu tieferem inneren Schmerz führen.
Warum erkennen wir unser eigenes Leid nicht?
Der Mensch neigt dazu, das Leid bei anderen zu erkennen, noch bevor er es bei sich selbst wahrnimmt. Wenn ein Freund in einer schwierigen Situation steckt oder wir jemanden sehen, der strauchelt, sind wir oft schnell bereit, mitfühlend zu handeln. Wir hören zu, geben Unterstützung und bieten Erleichterung an. Doch wenn es um unser eigenes Leben geht, kann dieses Mitgefühl ausbleiben. Warum?
Ein Grund dafür liegt darin, dass wir oft „weitermachen“. Wir bewegen uns im Strom des Alltags, gehen von einer Aufgabe zur nächsten und nehmen uns selten die Zeit, innezuhalten und unsere Gefühle zu überprüfen. Diese Art der ständigen Betriebsamkeit kann uns davon abhalten, unser eigenes Leiden zu erkennen.
Viele Menschen bemerken nicht, dass sie leiden, bis sie irgendwann an einem Punkt der Erschöpfung oder des Burnouts stehen. Das Leiden ist subtil, es schleicht sich langsam ein und wird zu einem ständigen Begleiter, den wir vielleicht gar nicht bemerken.
Hier kann der erste Schritt in der Selbstreflexion durch Auszeiten, wie sie in meinem Naturcoaching und Mentaltraining angeboten werden, entscheidend sein. Es gibt Menschen, die ihr Leiden erst erkennen, wenn sie in der Natur innehalten und tief in sich hineinhorchen. Sie haben vorher nie bemerkt, dass sie von negativen Gedanken, Selbstzweifeln oder ungelösten emotionalen Konflikten geplagt waren. Das Innehalten während einer Auszeit bringt oft ans Licht, was lange im Dunkeln lag.
Der Mangel an Selbstmitgefühl: Die innere Kritik verstärkt das Leiden
Ein weiterer Grund, warum es so schwer ist, Mitgefühl für uns selbst zu empfinden, liegt in unserer inneren Kritik. Wenn wir scheitern oder Fehler machen, neigen viele Menschen dazu, sich selbst hart zu beurteilen. Diese innere Stimme, die uns sagt, dass wir nicht gut genug sind oder dass wir versagt haben, kann gnadenlos sein. Selbst wenn wir erkennen, dass wir leiden, wenden wir oft keinen Trost auf uns an. Stattdessen stellen wir uns selbst infrage, beschimpfen uns und steigern unser Leiden weiter.
In meinen Coachings habe ich oft erlebt, wie schwer es Menschen fällt, diese kritische Stimme zu beruhigen. Sie fühlen sich, als müssten sie sich selbst bestrafen, bevor sie sich erlauben, Mitgefühl zu empfinden. Es ist eine Form des Selbstschutzes, die jedoch das genaue Gegenteil bewirkt: Sie verstärkt das Leid.
Die heilende Kraft des Mitgefühls im Naturcoaching
Ein Schlüssel, um Selbstmitgefühl zu entwickeln, liegt im Bewusstsein. Erst wenn wir innehalten und unser Leiden wahrnehmen, können wir beginnen, es zu heilen. Im Rahmen des Naturcoachings und Mentaltrainings geht es darum, den Menschen die Möglichkeit zu geben, genau diesen Moment des Innehaltens zu erfahren.
Die Natur bietet dafür den perfekten Raum: fernab von den Ablenkungen des Alltags, umgeben von der Ruhe und Klarheit der natürlichen Umgebung, fällt es den Menschen leichter, mit ihren Gefühlen in Kontakt zu treten.
Die Natur ist ein kraftvoller Begleiter, wenn es darum geht, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und Mitgefühl zu entwickeln. Einer der Hauptgründe, warum die Natur so gut geeignet ist, liegt darin, dass sie nicht bewertet. In der Natur gibt es kein „schöner“, „reicher“ oder „besser“ – all die gesellschaftlichen Maßstäbe und Bewertungen, die uns oft stressen oder unter Druck setzen, spielen hier keine Rolle.
Das Meer, Bäume, Berge – sie alle existieren ohne Urteil. Sie sind einfach da, wie sie sind, und erlauben uns, auch einfach zu sein. In dieser bewertungsfreien Umgebung fällt es den Menschen oft leichter, sich selbst zu öffnen und ihre Gefühle zu erkennen. Wir müssen uns nicht mit den Erwartungen anderer messen und das hilft uns, unser eigenes Leiden wahrzunehmen, ohne sofort in eine Bewertung oder Selbstkritik zu verfallen.
Ein Beispiel aus meinem Coaching zeigt dies besonders eindrucksvoll. Eine Klientin berichtete nach ihrem ersten Aufenthalt im Naturcoaching, dass sie erst in der Stille des Waldes realisierte, wie tief sie innerlich erschöpft war. Vorher war sie immer weitergerannt, ohne zu merken, wie viel Leid sie dabei anhäufte. Es war dieser Moment des Innehaltens, der es ihr ermöglichte, das Ausmaß ihres Leidens zu erkennen.
Mitgefühl: Im zweiten Schritt lernte sie, dieses Leiden anzunehmen und sich mitfühlend zu begegnen.
Die Geschichte dieser Klientin ist ein starkes Beispiel dafür, wie wir alle so oft unser eigenes Leid ignorieren, bis uns die äußeren Umstände – in diesem Fall die Stille der Natur – dazu zwingen, hinzusehen. Diese Frau, nennen wir sie Beate, hatte sich in ihrem Alltag so sehr in den Anforderungen des Berufs und der Familie verloren, dass sie ständig auf Hochtouren lief. Sie war beruflich erfolgreich und übernahm viele Verantwortungen, die ihr zwar Anerkennung brachten, aber gleichzeitig immer mehr an ihren inneren Ressourcen nagten.
Beate beschrieb, wie sie von einem Termin zum nächsten sprintete, ohne jemals wirklich innezuhalten. Für sie war das zur Normalität geworden – sie hatte es nie infrage gestellt. Erfolg bedeutete für sie, immer mehr zu leisten, immer weiterzumachen, und sie glaubte, dass es keine andere Möglichkeit gab. Aber was sie nicht realisierte, war, dass sie dabei ihre eigenen Bedürfnisse völlig ignorierte.
Schlaflose Nächte, ständige Erreichbarkeit und der innere Drang, alles perfekt zu machen, hatten ihr unbemerkt die Energie entzogen. Im Außen schien alles in Ordnung, doch innerlich baute sich immer mehr Druck und Erschöpfung auf.
Erst im Rahmen des Naturcoachings, das sie sich nach langem Zögern gegönnt hatte, kam dieser verborgene Schmerz an die Oberfläche. Während Sie eine Woche im Wald von Schweden verbrachte, wurde ihr klar, wie tief die innere Erschöpfung wirklich war.
In der Stille der Natur, fernab der Ablenkungen des Alltags, spürte sie plötzlich, wie sehr sie unter der ständigen Überforderung gelitten hatte. Der Wald, still und friedlich, bot ihr keinen Vergleich, keine Erwartungen und keinen Druck. Es war ein Raum, in dem sie einfach „sein“ durfte, ohne etwas leisten zu müssen.
Beate sagte später, dass diese Ruhe sie förmlich „aufgefangen“ habe. In der natürlichen Umgebung, die weder Wertungen noch Ansprüche an sie stellte, erkannte sie, dass ihr ständiges Weiterrennen und der unermüdliche Perfektionismus letztlich ein Ausdruck ihres tiefen inneren Schmerzes waren. Dieser Schmerz war über Jahre hinweg gewachsen, ohne dass sie ihn bemerkt hatte. Die Stille des Waldes war es, die ihr endlich die Möglichkeit gab, sich selbst zuzuhören.
„Dem Wald ist auch egal, ob meine Haare gewaschen und gestylt sind“,
lachte sie an einem Regentag ihrer Auszeit.
Das Naturcoaching bot ihr den Raum, diesen Schmerz zu akzeptieren, anstatt weiter davonzulaufen. Beate lernte in den folgenden Sitzungen, wie sie sich selbst Mitgefühl entgegenbringen konnte. Es war ein schmerzhafter, aber auch befreiender Prozess, in dem sie erkannte, dass sie nicht alles alleine stemmen musste und dass es in Ordnung war, auch mal loszulassen. Sie begann, ihre Bedürfnisse wieder wahrzunehmen, und erkannte, dass sie keine Maschine war, sondern ein Mensch mit Grenzen, die es zu respektieren galt.
Im Rahmen des Mentaltrainings lernte sie zudem Techniken, um ihre innere Kritik zu beruhigen und sich selbst mehr Freundlichkeit entgegenzubringen. Der Wald und die Natur um sie herum wurden für sie zu einem Sinnbild dafür, dass das Leben nicht immer in Bewegung sein muss, um wertvoll zu sein. So wurde die Natur nicht nur zu einem Spiegel ihres inneren Zustands, sondern auch zu einem Ort der Heilung. Dort entdeckte Sie sich selbst und ihr Mitgefühl für sich neu.
Mitgefühl für uns selbst entwickeln: Ein Prozess in zwei Schritten
Der Weg zu mehr Selbstmitgefühl kann in zwei Phasen unterteilt werden:
Das Leid erkennen: Wie bereits erwähnt, erkennen wir unser eigenes Leiden oft nicht, weil wir uns ablenken und weitermachen. Erst wenn wir bewusst innehalten, können wir das Leid aufspüren. Im Naturcoaching haben wir Zeit. Ich helfe meinen Klienten, in sich hineinzuhorchen und die Signale ihres Körpers und Geistes zu verstehen. Dies erfordert Mut, denn das Leid, das lange verborgen blieb, kann überwältigend wirken, sobald es sichtbar wird.
Mitgefühl entwickeln: Sobald wir unser Leid erkannt haben, beginnt der oft schwierige Prozess, uns selbst mit Mitgefühl zu begegnen. Das bedeutet, die kritische innere Stimme zu beruhigen und uns zu erlauben, unser Leid anzunehmen, ohne uns dafür zu verurteilen. Dies ist ein zentraler Bestandteil meines Mentaltrainings. Indem wir lernen, unsere Gedanken und Gefühle bewusst wahrzunehmen und uns selbst mit Freundlichkeit zu begegnen, entsteht nach und nach ein starkes Selbstmitgefühl.
Ein Klient beschrieb diesen Prozess folgendermaßen: „Ich habe immer weiter gemacht, weil ich dachte, das wäre das Richtige. Doch erst hier habe ich gelernt, innezuhalten und mir selbst zu vergeben. Das Mitgefühl für mich selbst kam nicht sofort. Es war ein schrittweiser Prozess, bei dem ich mich oft hinterfragt und manchmal auch wieder beschimpft habe. Doch mit der Zeit wurde es leichter, mich selbst mit den Augen eines Freundes zu betrachten anstatt mit den Augen eines Kritikers.“
Warum das Mitgefühl für uns selbst oft später kommt
Der Wunsch, uns selbst zu helfen, entsteht oft erst nach einem langen Prozess des inneren Kampfes. Viele von uns neigen dazu, sich selbst infrage zu stellen und uns für unser Leiden verantwortlich zu machen. Erst bei genauer Betrachtung können wir dann erkennen, dass wir Mitgefühl verdienen.
Dies ist eine tief verankerte menschliche Erfahrung: Es ist oft einfacher, Mitgefühl für andere zu empfinden, weil wir nicht so sehr mit ihren Fehlern oder ihrem Leiden verstrickt sind. Doch wenn wir es mit uns selbst zu tun haben, sind wir emotional involvierter und unsere eigene Selbstkritik blockiert oft den Zugang zu Mitgefühl.
Das Naturcoaching und Mentaltraining bietet Ihnen den Raum, diesen Zyklus zu durchbrechen. Indem Sie innehalten, können Sie Ihr Leiden überhaupt erst einmal wahrnehmen und erkennen, was wirklich los ist. Dann verstehen Sie auch, warum es Ihnen in Ihrem Leben gerade so schlecht geht. Dann werden Sie lernen wollen, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen. Es ist befreiend und berührend, endlich wieder gut zu sich selbst zu sein. Eröffnen Sie sich die Möglichkeit, heilende Schritte zu gehen – statt sich immer weiter selbst in Frage zu stellen.
Selbstmitgefühl ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Notwendigkeit, um langfristig glücklich und ausgeglichen zu leben. Es ist in jedem Menschen angelegt. Nur manchmal von negativen Lernerfahrungen in unserem Leben verdeckt.
Machen Sie sich auf die Suche – der Schatz liegt in Ihnen selbst.