Völlig unerwartet? Wenn das Leben zuschlägt
Eine Kündigung kommt für viele oft völlig unerwartet und überraschend. Wie von einem Hammer getroffen, ist es kein Wunder, dass Sie erst einmal am Boden zerstört sind. Aber eine solch unfreiwillige Veränderung ist ebenfalls die beste Chance, zu überlegen, warum es so gekommen ist und was passieren muss, damit der nächste Job nicht genauso endet. Denn meist hat hat sich die Krise, in der Rückschau betrachtet, schon lange angekündigt.
Der Manager: Er hat bereits mehrere große Unternehmen auf den „richtigen Weg“ gebracht, ist erfolgsorientiert, sehr klar, weiß, wie es läuft und was man tun muss, um gute Ergebnisse zu erzielen. Für dieses Können ist er bekannt und doch: Immer wieder stößt er an Grenzen. Nicht seine eigenen, sondern die der anderen. Das frustriert.
Keiner zieht mit
Ist der Frust groß, ist die Versuchung, dem Ruf eines Headhunters zu folgen, besonders groß, und so verabschiedet er sich dreimal wieder von seinem Job, seinem Aufgabengebiet, seinem Wohnort und auch von dem anfänglichen Traum, im aktuellen Unternehmen, wirklich etwas zu bewegen. Jedes Mal hat er sprichwörtlich „alles gegeben“ und genau deshalb bleibt ihm am Ende nun erst einmal nichts.
Statt, dass die anderen verstehen, worum es ihm geht, bekommt er nur das Feedback, er sei zu schnell oder übereifrig, nicht empathisch genug und manche tuscheln sogar hinter seinem Rücken: „Der spinnt.“
Wenn niemand im gleichen Tempo geht
Der Manager hat immer wieder das Gefühl, dass niemand folgt, obwohl er anstößt und mitzieht, wo er kann. Und manchmal hat er selbst das Gefühl, nicht vom Fleck zu kommen, weil seine Beine an Ort und Stelle einbetoniert zu sein scheinen. Er sucht Menschen, zumindest einen, der im gleichen Tempo mitgeht oder noch besser, von dem er noch etwas lernen kann. Um etwas Anderes geht es ihm gar nicht. Geld, Besitz, Titel oder Position sind schon lange keine Dinge mehr, die ihn hinterm Ofen hervorlocken und motivieren.
Fehlende Motivation
Diesmal lockt jedoch keine neue spannende Aufgabe, die ihn zum Wechsel motiviert. Sowieso scheint es, als sei seine Unzufriedenheit mit dem steigenden Gehalt nur gewachsen. Der Frust und seine Ungeduld wirken sich nach und nach auf seine Arbeit aus, vor allem auf den Umgang mit sich selbst und mit den Menschen, die er führt. Er hat das Gefühl, immer tiefer „runterpokern“ zu müssen, um alle mitzunehmen. Das ist für ihn als würde er so langsam Radfahren, dass das Rad gleich umkippt. Das macht ihn zunehmend aggressiv, so dass er immer härter „durchgreift“.
Unterforderung – die innere Kündigung macht uns depressiv oder aggressiv
Seine Reaktion ist ganz normal und sein Verhalten hat, wie jedes Verhalten, auch einen guten Grund. Er ist total unterfordert. Und auf Dauer macht uns Unterforderung entweder depressiv oder aggressiv. Bei Männern schlägt sie häufiger in Aggression um. Das Wort „aggressiv“ kommt aus dem lateinischen und aus der Bedeutung sich „Raum zu nehmen“. Rückwärts betrachtet kam der Manager immer schneller an diesen Punkt, weshalb seine Aufenthalte in den einzelnen Unternehmen auch immer kürzer wurden. Erst blieb er 10 Jahre, dann 5 und am Ende war der Zenit schon nach 3 Jahren überschritten. Er fragte sich inzwischen jedoch auch schon häufig: wie geht es mir selbst in 10 Jahren wenn ich mich weiterhin in meinem Job so „prostituiere“…
Diesmal nun der Knall: Nicht er verlässt seinen Posten für das Versprechen einer neuen Herausforderung, sondern ihm wird gekündigt. Von seinem aggressiven Durchgreifen, seiner Fahrigkeit, haben alle die Nase voll. Überrascht und fassungslos fällt er in ein tiefes Loch. Er war doch der, der alle mitschleifen musste und er soll nun gehen?
Kündigung fühlt sich immer erstmal schlecht an
Zwölf Monate wird er freigestellt, bei vollen Bezügen. Eine sehr komfortable Situation, aber ein Trost ist das ganz ehrlich in einer solchen Situation auch nicht. Und man kann sich auch erstmal ärgern und einen Moment liegenbleiben. Wichtig ist, dass man sich irgendwann wieder aufrafft und schaut, was da ist.
Im Coaching mit ihm wurde direkt klar, dass er ein schneller und kluger Denker ist, seine PS aber bisher noch nie, in keinem seiner Jobs, auf die Straße bringen konnte. Er war bisher immer als 322 PS Motor in eine untertourigen Karosserie eingebaut. Die Jobs, die ihm von Headhuntern angeboten wurden, konnte er immer einfach „aus dem Ärmel schütteln“, aber nie hat er geschaut, ob die Jobs denn auch seinen Bedürfnissen entsprachen. Ihm fehlt Herausforderung und echtes Umsetzen. Er will die „Karre“ mal richtig ausfahren, Gas geben und den Fahrtwind, der ihm auch mal von vorne ins Gesicht schlägt, genießen. Alles, was er bisher gemacht hat, war „lauwarmer Kaffee“.
Nicht nur die Aufgabe muss passen
In einem Unternehmen kommen unterschiedliche Menschen zusammen. Je größer, je unterschiedlicher. Man sollte aber genau hinsehen, mit wem man unmittelbar zusammenarbeitet. Es gibt zum Beispiel Menschen, die langsam denken, alles abwägen, bevor sie eine Entscheidung fällen oder die, die selbst gar keine Entscheidungen treffen möchten, sondern lieber Aufträge erfüllen, die sie gut und schnell abarbeiten. Andere wollen richtig Gas geben, was riskieren. Sie brauchen Freiheit, auch mal etwas selbst zu entscheiden. Mit Verantwortung blühen sie richtig auf. Stress bekommt der eine, weil er zu viel zu tun hat. Der andere, weil es einfach nicht genug ist oder er sich zu lange mit dem Falschen aufhält.
Ein Outplacement-Coaching dient dazu, nicht nur die richtige Aufgabe für eine Führungskraft oder einen Mitarbeiter zu finden, sondern auch zu schauen, ob zum Beispiel die Mitarbeiterstruktur des neuen Unternehmens passt und wie das Unternehmen aufgebaut und organisiert ist. Es gibt Möglichkeiten, herauszufinden, wie ein Unternehmen tickt, ob die Kollegen auf der Führungsebene zu einem passen, ob wirklich etwas bewegt oder nur der Status quo erhalten werden soll. Gerade bei Behörden und Familienunternehmen begegnet einem oft die Haltung: „Das haben wir hier immer so gemacht“. Was uns zur nächsten Geschichte bringt.
Kündigung aufgrund von Langeweile
Sarah S. liebt Vielfalt. Sie denkt und arbeitet extrem schnell und hat bei Dienstbesprechungen immer das Gefühl, dass ihr unnötigerweise wichtige Arbeits- und Lebenszeit geraubt wird. Die zähen Diskussionen langweilen sie fast zu Tode. Und das ist nicht nur bildlich gemeint, denn sie kämpft tatsächlich viel häufiger mit Krankheiten. Sie hat wieder den Tinnitus, der übertönt, was sie in den Besprechungen oder vom ewigen Smalltalk nicht hören will. Warten, sich zurücknehmen, irgendwann schaltet sie einfach ab. Dadurch macht sie immer häufiger Fehler. Immer wieder wird sie deshalb zurechtgewiesen: „Du bist einfach zu schnell und zu unkonzentriert.“ Dabei mag sie es, wenn sie Dinge „mal eben fix“ mit Leichtigkeit regelt. Ihr eigenes hohes Tempo kann sie aber gar nicht aufnehmen, weil sie mit den anderen durchs Büro schleichen muss. Denn die anderen empfinden es als „Strebermodus“, wenn sie mal richtig loslegt, weil sie selbst nicht so fix können. Weder in der Geschwindigkeit noch mit der Exzellenz. Ergebnis: Sarah S. hat nicht viele Freunde bei der Arbeit. Und sie hält sich selbst oft eher für dumm, auch wenn das Gegenteil der Fall ist.
Gelingt es ihr nicht, abzuschalten, sucht sie förmlich nach Diskussionsstoff, vielleicht sogar Streit, damit endlich mal was los ist in dem Laden. Sie mischt auch das Team auf, was der Chef gar nicht lustig findet. All das passiert natürlich nicht bewusst. Es ist eine Form der unbewußten Sabotage, die auch irgendwann zur Kündigung führen kann, weil andere sich gestört fühlen, weil einer sich nicht ans „System“ anpasst. Es kommt zu der Kündigung, die man unbewusst vielleicht sogar herbeisehnt. Sich selbst einen solchen großen Schritt zuzugestehen, bei hohem Gehalt oder einem sicheren Job, scheint dagegen viel schwerer zu sein, zumindest nach außen nur sehr schwer zu rechtfertigen.
Innere Kündigung – „Ich kann alles, aber nichts richtig“
Langeweile und Unterforderung macht auf Dauer krank. Es muss nicht gleich eine Depression sein. Sie kann sich auch ganz anders äußern. Wichtig ist, auf seinen Körper zu hören und nicht ewig in Situationen zu verharren, die uns schlecht bekommen. Sarah S. fühlt sich durch den ständigen Streit und das Herumreiten auf den Fehlern, die sie macht, immer schlechter. Das Selbstbewusstsein leidet. Menschen, die Vielfalt und Abwechslung brauchen, entwerten sich oft selbst, indem sie sagen „Ich kann alles ein bisschen, aber nichts richtig gut.“ Und tatsächlich bleiben solche Menschen häufig nicht bei einer Sache. Der Wunsch Expertin oder Experte für etwas Bestimmtes zu sein, bleibt unerfüllt. Jagen sie ihm doch hinterher und bleiben mit Willensstärke und Disziplin dran, werden sie durch die Langeweile krank. Ein klassische Dilemma.
Dabei muss das Ergebnis eines Coachings nicht immer ein Jobwechsel sein. Auch in einer Behörde gibt es Möglichkeiten, sich Freiräume zu schaffen. Aufgaben abzugeben, die einen heillos unterfordern, und sich solche zu suchen oder selbst zu schaffen, die einen reizen und herausfordern. Außerdem kann man zusätzlich versuchen, in der Freizeit einen erfüllenden und kreativen Ausgleich zu schaffen, wenn im Job mal wieder Aufgaben anstehen, durch die man durch muss.
Potential unerwünscht – Kündigung
Menschen, die Schwachstellen aufdecken oder auf Fehler hinweisen, sind in Unternehmen leider noch viel zu häufig unerwünscht. Das hängt mit unserer Verkrampftheit im Umgang mit Scheitern und Fehlern zusammen. Trotz Fuck-up-Nights und Co. ist das noch immer eine große Baustelle – ob nun in Familienunternehmen, einer Behörde oder einem großen Wirtschaftsunternehmen.
Haben Menschen es sich in Ruhe gemütlich gemacht auf ihrer Sonnenliege, dann nervt die clevere Fliege, die immer wieder ankommt und kitzelt, am besten noch direkt im Gesicht. Das Potential, mit dem einige Angestellte ankommen wird oft nicht nur ignoriert, sondern ist auch noch unerwünscht und stört den Chef, weil der sich von der Kompetenz entwertet und bedroht fühlt. Die Kollegen nehmen Abstand, weil sie es sich doch so schön eingerichtet hatten und natürlich die altbewährten oder auch nicht so bewährten Abläufe beibehalten wollen.
Es ist oft nicht gewollt, dass kluge Menschen ihren Job clever erledigen
Zurück bleiben Menschen, die nicht verstehen, warum sie nicht gebraucht werden. Ausgerechnet die Personen, mit dem meisten Potential, fühlen sich dadurch ungenügend. Kein Wunder, wenn sie „Dienst nach Vorschrift“ bis zur inneren Kündigung machen müssen. Sie wollen mehr. Mehr Tempo, mehr erreichen, mehr bewegen und nach ihren Bedürfnissen leben. Sich immer klein zu machen und zu verbiegen ist auf Dauer ungesund. Stellen Sie sich vor, Sie wären 1,90 groß und gingen jeden Tag in einem Unternehmen zur Arbeit, in dem alle Türen nur 1,70 Meter hoch sind. Haltungsschäden vorprogrammiert!
Menschen haben das Bedürfnis zu wachsen und nicht nur sich, sondern auch andere, ihr Projekt und das Unternehmen voranzubringen. Das ist ganz normal und etwas Gutes, das uns allen nutzt. Bei der Umsetzung wird man allerdings leider oft schief angesehen oder eckt an, aber wollen Sie sich schlecht fühlen, damit andere sich wohl fühlen?
Leuchten Sie nicht im Keller
Nehmen Sie Haltung zu sich an, statt immer weiter bis zur Kündigung auszuhalten. Wenn Sie ein großes Licht sind oder das Gefühl haben, Sie könnten tief drin eins sein, dann leuchten Sie nicht immer im Keller. Leider passiert das auch dem hellsten Stern immer wieder. Finden Sie lieber den richtigen Platz, damit Ihre Power in die richtigen Bahnen fließen kann. Gönnen Sie sich einfach mal eine Auszeit. Wichtig dabei ist: Auszeit muss nicht bedeuten, dass Sie die Beine hochlegen und nichts tun, sondern dass Sie genau das tun, was Ihnen gut tut – egal was andere erwarten.
Wenn Sie mehr vom Leben wollen, dann nehmen Sie sich Zeit dafür!
Ihre